Noch gibt es kritische Stimmen
Es waren vor allem drei Themen, die am 2. Echoraum im Projekt "Fusionsprüfung Wauwil und Egolzwil" am meisten zu reden gaben: der Name, die Schule und die Finanzen. Das Interesse war gross, die Stimmung kritisch: Über 250 Personen waren zum 2. Echoraum gekommen.
"Wauwil-Egolzwil soll die neue Gemeinde heissen. Nach langer intensiver Diskussion entschied sich die Projektsteuerung für den Doppelnamen", sagte Jakob Lütolf, Gemeindepräsident von Wauwil. Begründet wurde der Entscheid damit, dass sich die Bevölkerungen beider Gemeinden in diesem Namen wiederfinden könnten. Die Voranstellung von Wauwil erfolge aufgrund des grösseren Bekanntheitsgrads des Namens durch das Wauwilermoos, die ansässigen Unternehmen und die SBB Station. Der Entscheid der Projektsteuerung war an der Veranstaltung mit den Parteien und Vereinen zwei Tage zuvor noch gelobt worden: "Er zeigt uns das partnerschaftliche Miteinander der zwei Gemeinden." Im Echoraum gab es eine heftige Reaktion eines Teilnehmers aus Wauwil. Die Chance, den wirklich besten Namen - Wauwil - zu wählen, sei vertan worden. Der Gemeindepräsident von Wauwil wies darauf hin, dass die Projektsteuerung eine sachliche Auslegeordnung vorgenommen habe. "Bei Wauwil und Egolzwil geht es um zwei sehr ähnlich gelagerte Gemeinden, und nicht um einen Zusammenschluss einer kleinen mit einer grossen Gemeinde. Der Name muss am Ende mehrheitsfähig sein." Andere Stimmen blieben aus, und damit blieb die Haltung einer breiten Bevölkerung zum Thema Namen im Ungewissen.
Schul- und Führungsmodell
Im Teilprojekt Schule standen Entscheide zum Schul- und Führungsmodell an; in beiden Fragen folgte die Projektsteuerung den Anträgen aus dem Teilprojekt. Beim Schulmodell gab die Projektsteuerung dem Altersgemischten Lernen (AgL) den Vorrang. Beim Führungsmodell hielt sie am bewährten Modell der Schulpflege fest: "Die Schulpflege ist der Bevölkerung vertraut und sie wird von ihr getragen", erklärte Schulverwalter Hanspeter Woodtli den Entscheid. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Einführung des neuen Schulmodells AgL sorgfältig geplant und unterstützt werde. "Wir möchten Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrerschaft genügend Zeit für die Umsetzung einräumen." Wie sich denn das Schulmodell AgL lohne, war eine Frage aus dem Plenum. "Wir brauchen weniger Abteilungen, weil wir flexibler organisieren können. Das wirkt sich auf die Kosten günstig aus", erklärte Hildegard Lanz, Leiterin des Teilprojekts Schule.
Der sichere Schulweg
Im Teilprojekt Schule am meisten zu reden gab der künftige Schulweg der Kinder, die dereinst die Schule im jeweils andern Dorfteil besuchen werden. Die Gemeindepräsidenten hatten anlässlich des 1. Echoraums versprochen, für einen sicheren Schulweg zu sorgen. Dieser werde zum Start der gemeinsamen Schule 2016/2017 begehbar sein, verkündete Gemeindeammann Josef Mathis aus Egolzwil. Auf einer Folie zeigte er den Weg vorbei am neu eingezonten Wohngebietes Weid-Ost. Diesen empfanden einige Eltern als zu lang und zu wenig komfortabel; sie forderten die Prüfung eines Schulbusses. Es entbrannte eine Diskussion über die zumutbare Länge eines Schulwegs, über die Notwendigkeit eines Schulbusses usw. Jakob Lütolf verwies auf die besten Absichten der Projektsteuerung: "Wir bringen eine Alternative zum ebenfalls sicheren Schulweg entlang der Hauptstrasse, versprechen eine optimale Einteilung der Schülerinnen und Schüler, und werden den Kindergarten an beiden Standorten führen." Eine junge Frau aus Wauwil zeigte sich konsterniert über die Diskussion: "In der 5./6. Klasse musste die Hälfte meiner Klasse nach Egolzwil zur Schule. Das war überhaupt kein Problem."
Gute Finanzsituation
Die Finanzen wurden transparent und detailliert offengelegt: Investitionen, Finanzpläne bis 2019, Gebühren, Kantonsbeitrag, Einsparungen, Synergien usw. Das Fazit der Projektsteuerung lautete: die Steuern sinken, die jährlichen Rechnungsüberschüsse steigen, die Verschuldung sinkt und gleichzeitig steigt das Eigenkapital. Die fusionierte Gemeinde erarbeitet sich zudem Spielräume für die Finanzierung neuer Aufgaben - und das bei einem Steuerfuss ab 2017 von 2.0 Einheiten. Und als ob sie ihr Glück nicht fassen könnten, zeigten sich einige Anwesende dennoch kritisch, stellten Fragen nach der Vollständigkeit der Planzahlen.
Unterschiedliche Einschätzungen
Ein Votant meinte, dass das Bild von Egolzwil in den Medien schlechter dargestellt worden sei als in der Präsentation aufgezeigt. Ein anderer monierte die unterschiedlichen Gebühren in Egolzwil und Wauwil für Frischwasser und Abwasserentsorgung. "Wir brauchen den Grossteil des Kantonsbeitrags zur Senkung der Gebühren in Egolzwil "Der Gemeindepräsident von Egolzwil stellte die Finanzlage seiner Gemeinde ins richtige Licht, derjenige von Wauwil betonte die finanziell sehr gute Ausgangslage in Wauwil und die gute Ausgangslage in Egolzwil.
Finanzen den Leuten erklären
Dann meldete sich der ehemalige Gemeindepräsident von Wauwil, René Kaufmann: "Wir müssen aufpassen, nicht die gleichen Fehler wie vor neun Jahren zu machen. Damals ging etwas kaputt und wir haben uns inzwischen wieder angenähert." Es sei der falsche Weg, mit zu viel Zahlenmaterial den Leuten zu begegnen. Kaum jemand verfüge über das Know-how sie zu verstehen. Er forderte die Gemeinderäte auf, sich Zeit zu nehmen und den Stimmberechtigten die Finanzen zu erklären. Die Gemeindeverantwortlichen nahmen diese Anregung gerne auf und versprachen, an den Gemeindeversammlungen das Thema noch einmal aufzugreifen. "Eine Fusion hat immer mit Emotionen zu tun", sagte Jakob Lütolf in seinem Schlusswort: "Das darf sein, aber wir können uns auch an einer gemeinsamen Vision orientieren. Beide Gemeinden sind topp aufgestellt, und jede Gemeinde kann für sich allein existieren. Zusammen können wir die Zukunft noch besser gestalten und davon profitieren die Einwohnerinnen und Einwohner beider Gemeinden."
Bernadette Kurmann
Beauftragte für Kommunikation im Abklärungsprojekt Wauwil-Egolzwil