Die Fusion mit gegenseitigem Respekt angehen
Egolzwil und Wauwil steht ein wichtiges Jahr bevor. Die Gemeinden werden im November über die Fusion abstimmen. Die Gemeindepräsidenten Urs Hodel und Jakob Lütolf äussern sich zum Fusionsvorhaben und wie sie den Weg bis zur Abstimmung gestalten möchten.
In all Ihren bisherigen Äusserungen zeigt sich, dass Sie bezüglich der bevorstehenden Fusionsabstimmung optimistisch sind. Was gibt Ihnen die Zuversicht?
JL. Es gibt selten zwei Gemeinden, die sich so nahe stehen wie Egolzwil und Wauwil. Hinzu kommt die Bevölkerungsbefragung, die ein gutes Signal aussendet.
UH. Im zweiten Anlauf haben wir einen Auftrag der Bevölkerung; den gab es so beim ersten Mal nicht. Alles zusammen ist der Grund für unsere Zuversicht.
Wie umschreiben Sie die Situation Ihrer Gemeinden?
JL. Sowohl Egolzwil wie Wauwil sind in einer guten Position. Viele Gemeinden im Kanton sind sehr gefordert. Das sind wir auch, doch wir haben die Vorzüge von schönen Wohnlagen, eines gesunden Wachstums in beiden Gemeinden, von guten Anschlüssen an den öffentlichen Verkehr. Gründe dafür, dass wir uns heute auf einem soliden Weg befinden.
UH. Nach der Fusion befanden wir uns in einem Vakuum, weil die Strategie auf die Fusion ausgerichtet war. Das gab uns die Möglichkeit, uns neu zu definieren: Nachhaltigkeit, verkraftbares Wachstum, Erhalt der Natur. Während der finanzstarken Jahre konnten wir uns entwickeln. Wir stehen heute anderes da als vor zehn Jahren.
Warum suchen Sie bei dieser guten Ausgangslage die Fusion?
UH. Wir haben zwei Gemeinden mit je einem Profil und vielen Gemeinsamkeiten. Die Herausforderungen, die uns die regionale Zusammenarbeit oder der Kanton stellen, sind für beide Gemeinden quasi deckungsgleich: Einwohnerkontrolle, Schulen, Baubereich usw. Die Gemeinsamkeiten sind so gross, dass es sich nicht lohnt, den ganzen Aufwand doppelt zu führen.
JL. Unsere Gemeindehäuser liegen nur 800 Meter auseinander und wir führen alles doppelt. Im Bereich der Schule und auch anderswo betreiben wir zu viel Bürokratie. Wir können zusammenführen und sparen.
Wie kann die Bevölkerung profitieren?
JL. Wir sehen einen schleichenden Abbau in manchen Gemeinden. Wenn es uns gelingt, eine Konzentration der Kräfte herbeizuführen, können wir die Leistungen für die Einwohnerinnen und Einwohner mittelfristig besser aufrechterhalten.
UH. Ziel ist ein tieferer Steuersatz. Doch es sollen beide Gemeinden finanziell profitieren. Konkrete Aussagen sind im Moment schwierig zu machen.
Vor acht Jahren war die unterschiedliche Verschuldung ein umstrittenes Thema. Auch jetzt ist die Verschuldung zwischen den Gemeinden unterschiedlich.
JL. Die Verschuldung Wauwils war vor acht Jahren ein Thema. Grund dafür waren Investitionen, für die es Gegenwerte gab. Diese Verschuldung war gesund; ihre Auswirkungen sehen wir heute. Es war damals zu wenig gelungen aufzuzeigen, dass diese Verschuldung unproblematisch war.
UH. Mit den Investitionen, die laut Finanzplan in Egolzwil anstehen, wird die Verschuldung zwischen den zwei Gemeinden bis zur Fusion weitgehend ausgeglichen sein. Wir bringen unsere Infrastruktur auf den neusten Stand. Wir glauben an unseren Standort, deshalb investieren wir. Damit bringt Egolzwil eine intakte Infrastruktur in die Fusion.
Sie planen auch eine Steuersenkung nach der Fusion. Sind die Ziele realistisch?
JL. Die Finanzpläne zeigen uns, dass diese Steuersenkung möglich ist. Die Synergieeffekte helfen, das Ziel zu erreichen und natürlich auch der Kantonsbeitrag.
UH. Was uns gelingen muss, ist die Konkurrenzfähigkeit der neuen Gemeinde gegenüber der Umgebung. Kommen keine neuen Aufgaben hinzu, dann gelingt uns das.
Auch die Bahnunterführung war 2006 umstritten. Sie liegt erneut auf dem Tisch.
JL. In dieser Frage erwarten wir Unterstützung vom Kanton. Die Bahnunterführung ist ein uraltes Anliegen. Früher war auch der Kanton in der Pflicht; in der Zwischenzeit ist die Strasse nur noch als Gemeindestrasse definiert und die SBB tun sich schwer einzusteigen.
UH. Aus eigener Kraft kann die neue Gemeinde die Kosten für die Unterführung kaum selber bewältigen. In dieser Frage braucht es Klärung. Wir werden dazu in der Fusionsbotschaft eine Aussage machen.
Die Höhe des Kantonsbeitrags ist bekannt: 2,2 Millionen Franken.
JL. Der errechnete Beitrag von 2,2 Millionen Franken kann um 50 Prozent erhöht werden, und dieser Teil ist verhandelbar. Wir haben berechtigte Anliegen, die wir gegenüber dem Kanton vorbringen werden.
Mit einer Gegnerschaft ist auch bei der nächsten Abstimmung zu rechnen.
JL. Es ist legitim, wenn die Fusion anders beurteilt wird, als die Gemeinderäte es tun. Das gehört zu einem Demokratieprozess. Natürlich hoffen wir auf eine satte Mehrheit der Bevölkerung von Wauwil und Egolzwil, die unsere Meinung teilt. Wichtig ist mir, dass wir anständig miteinander umgehen.
UH. Ich wünsche mir, dass bei der Erarbeitung des Fusionsvertrags auch zwischen den Gemeinden gegenseitige Wertschätzung spürbar ist. Wir sollten uns in diesem Prozess auf Augenhöhe begegnen, indem beide Seiten bei der Lösungsfindung vor- und nachgeben.
Interview: Bernadette Kurmann
Echoraum für die Bevölkerung:
Am Donnerstagabend, 5. Februar 2015 ist die Bevölkerung zu einem Echoraum in die Mehrzweckhalle in Egolzwil eingeladen. Die Projektleitung wird erste, wichtige Zwischenresultate aus der Fusionsabklärung präsentieren. Die Bevölkerung ist eingeladen, sich aktiv einzubringen.
(Januar 2015)